Glarner Alpen

Die Gesteine der Glarner Alpen

Source: Nagra

18.06.2019  von Elizabeth Zingg

Glarner Alpen
Tödi, Glarner Alpen, Foto: Stan45 © Public Domain

Vier Gesteinsgruppen bauen die Glarner Alpen auf. Das kristalline Grundgebirge mit Gesteinen, die älter als 300 Mio. Jahre sind, treten nur im Gebiet des Tödi an die Oberfläche. Darauf folgt der Verrucano, eine Gesteinsserie des Perms, die aus kontinentalen Konglomeraten besteht. Neben Sedimenten enthält die Abfolge auch vulkanisches Gestein. Dem Verrucano folgen die mesozoischen Kalke und Schiefer (210 – 70 Mio. J.) und zuletzt die Gesteine des älteren Tertiärs (60 – 35 Mio. J.), von diesen vor allem der Flysch.

Vor etwa 300 Mio. Jahren, gegen Ende des Karbons, wurde das Gebiet der künftigen Alpen durch die varizische Orogenese geprägt, wobei ein Gebirge aus Graniten, Gneisen und Glimmerschiefern entstand. Danach setzte eine ausgeprägte Erosion ein, und der Schutt sammelte sich in Senken. Es herrschte ein feucht-warmes Klima und es gedieh eine Flora mit Schachtelhalmen, Farnen und Bärlappgewächsen. Zu jener Zeit kam es auch zu zahlreichen Vulkanausbrüchen. Im  Perm bildete sich dann eine von SW nach NE ziehende etwa 50 km breite Senke, in der sich bis zu einer Mächtigkeit von 1,6 km kontinentale Sedimente und Vulkangesteine sammelten, die in Anlehnung an die Sedimente von Castello della Verruca bei Pisa Verrucano genannt wurden. Allerdings ist der Verrucano von Verruca viel jünger. Oswald Heer, der zu seiner Zeit führender Kenner der fossilen Pflanzen und Insekten war, erkannte vor mehr als 100 Jahren diesen Irrtum und schlug den Namen Sernifit vor. Seine Bezeichnung hat sich aber nicht durchsetzen können.

Der Verrucano des Glarnerlands besteht hauptsächlich aus Ton und Feinsand sowie aus schlecht gerundeten Geröllen im Millimeter- bis Zentimeterbereich. Unter den Geröllen herrschen vulkanische Gesteine vor, Granite sind selten und Gneise nur ausnahmsweise vorhanden. Auffallend ist das Vorhandensein von Trümmern ganz unterschiedlicher Grössen im selben Stück. Solche Gesteine bilden sich heute in trockenem, warmem Klima, wo plötzliche Regengüsse den angesammelten Schutt transportieren und in Schuttfächern ablagern. Solche Gesteine finden sich heute z. B. in Nordafrika.

Verrucano,
 Foto: Chris.urs-o (rocks and minerals) © CC-BY-SA-3
Verrucano, Foto: Chris.urs-o (rocks and minerals) © CC-BY-SA-3

Nach der kontinentalen Phase drang in der Trias vor ca. 200 Mio. J. von Norden her ein flaches Meer vor. Es entstand der helle Melser Sandstein, die roten Quartenschiefer und der gelb verwitternde Röti-Dolomit am Siwellen und Bützistock. Während der Jura und Kreidezeit vor 195 – 70 Mio. J. entstanden die kalkigen Gesteine, die die meisten Berge der Glarner Alpen bilden.

Am Ende der Kreidezeit tauchte das untermeerische Gebiet wieder auf, danach zu Beginn des Tertiärs drang ein Meer von Südosten vor. Es war zunächst flach, so dass es im warmen Wasser von Algen, Muscheln und Nummuliten wimmelte, später vertiefte sich das Meer. Danach gegen Ende des Eozäns vor etwa 40 Mio. J.  begann der europäische Kontinent unter den afrikanischen abzutauchen, wobei sich die penninischen und ostalpinen Decken aufstapelten. Das Meer zog sich aus den Kernzonen der Alpen zurück.

Die Helvetischen Decken, aus denen die Glarner Alpen vorwiegend bestehen, wurden zu dieser Zeit noch nicht gefaltet, bekamen diese aber dennoch zu spüren. Sie lagen tief im Meer, in welches der Schutt der werdenden Alpen, hauptsächlich Sand und Ton, eingebracht wurde. Der wichtigste Transportmechanismus waren Trübeströme. Flysch besteht aus einer Wechsellagerung von Sandsteinen und Schiefern und in der Regel entspricht jede Sandsteinbank einem Trübestrom. Die jüngste Formation des Flysch sind die Engi-Dachschiefer, welche wegen ihrer reichen Fischfauna berühmt sind. Als Seltenheit finden sich auch Schildkröten und ein Vogel die “Glarner Gans” vom letzten Beitrag. Mit den Engi-Dachschiefern endete vor 35 Mio. J. die Sedimentation. Danach zwischen 35 und 10 Mio. J. wurde der Nordrand der Alpen von der alpidischen Orogenese erfasst, die Glarner Alpen entstanden mit ihrer berühmtesten Struktur, der Glarner Überschiebung.